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Jerusalem, Grabeskirche Lichtkreuz auf der Kuppel über Golgotha 1995-1996 Hauptwerk - WV-Nr. 000441 Edelstahl Rohrrahmenkonstruktion, aufgelegte, vergoldete Edelstahlbleche, Mittelkreuz aus weißem Onyx mit eingelassenen, 178 geschliffene Bergkristalle, Endrosetten mit gefaßten Bleiglaskristallen. Beleuchtung über 1800 m Glasfaseroptik Höhe: 4,50 m, Breite: 3,30 m, Durchmesser der Halbkugel: 2,20 m, Höhe der Halbkugel 1,15 m, Gesamtgewicht: über 1000 kg. Ausführung: Nagel Hammers Werkkommentar: Ende des 4. Jahrhunderts stand an dem Ort der Kreuzigung Christi, unmittelbar neben der im Jahre 326 erbauten Grabeskirche, ein von Kaiser Theodosius II. (408-450) errichtete, mächtiges Kreuz. Aller Wahrscheinlichkeit nach zeigt ein Mosaik des 4. Jahrhunderts in Santa Pudenziana zu Rom die Ansicht dieses Kreuzes. Berichte über dieses Kreuz sind durch die 'Pilgernonne' Aetheria (381), durch den byzantinischen Historiker Theophanes (817) und den Kirchenvater Hieronymus überliefert. Im Jahre 614 zerstörten die Perser die Jerusalemer Heiligtümer. Der Abt des Theodosiusklosters, Modestus, baute die Grabeskirche wieder auf und bezog Golgota in diesen Kirchenbau mit ein. Die kleine Kuppel der Grabeskirche - die 'Golgota-Kuppel' - mußte wegen Wasserschäden eine neue Deckung erhalten. 1994 erklärte sich ein deutscher Privatmann bereit, die Finanzierung zu übernehmen. Die Arbeiten an der Bleideckung der Kuppel begannen 1995. Während dieser Arbeiten entwickelte sich die Idee (Prof. Dr. Gustav Kühnel), das schmächtige, mit einer 'Glühbirnenkette' zum 'Lichtkreuz' gewandelte Eisenkreuz durch ein neues Kreuz zu ersetzen, welches sich an das in seiner Form bekannte Gemmenkreuz des 4. Jahrhunderts anlehnte. Das aufwendige Gerüst zur Kuppelerneuerung kam diesem Vorhaben entgegen. In Sorgfalt und zugleich wegen der enormen Gerüstkosten unter Zeitdruck, begannen Verhandlungen mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem (Diodoros I.), mit der griechischen Denkmalpflege (Prof. Dr. George Lavas), mit Kunsthistorikern (Prof. Dr. Gustav Kühnel, Ikonographische Beratung), Technikern (JN und Michael Hammers) und PN. Im November 1995 gelang, was man wegen des Streites der Glaubensgemeinschaften innerhalb der Grabeskirche für unmöglich gehalten hatte. Am 23. November 1995 erhielt Prof. Kühnel ein offizielles Schreiben des griechisch-orthodoxen Patriarchen mit der Bitte, ein neues Kreuz für das Katholikon der Grabeskirche zu errichten. Unter thematischer Leitung der griechisch-orthodoxen Kirche begannen somit katholische Institutionen und Katholiken die Realisation des Vorhabens. PN schlug vor, ikonographisch ein 'Lichtkreuz' anzustreben, Prof. Kühnel wies auf das von ihm in der Geburtskirche entdeckte und freigelegte Gemmenkreuz hin. Unter drei, auf diesem Intergrund erarbeiteten Varianten entschied sich der Patriarch (Patriarch-Brief Nr. 703 vom 22.11.1995) für die Variante des lebenspendenden Kreuzes in der alten Tradition des Kaiser Theodosius. Vorbild für den Entwurf ist ferner auch das arbor vitae-Kreuz der Geburtskirche zu Bethlehem (Konziliendarstellung). Die hier gezeigte alte ökumenische Kreuzikonographie entstand im 12. Jahrhundert durch Zusammenarbeit des Kaisers der orthodoxen Welt und des Königs des katholschen Kreuzfahrerstaates. Das Hauptmerkmal des ursprünglichen Prunkkreuzes auf dem Golgotafelsen ist, daß die Kreuz-Enden leicht ausgeschweift und seine Ecken mit mandelförmigen Ornamenten besetzt sind. Diese Enden erweitern sich zu Kreisen, die mit Kreuzrosetten geschmückt sind. Auf den drei symbolisch im Unterbau aufgegriffenen Stufen des Golgotafelsens ragt das mächtge, aus vergoldetem Stahl, Onxy und 178 Bergkristallen bestehende Kreuz auf der Kuppel empor. Während des Tages spiegeln sich die Sonnenstrahlen im Gold und in den Bergkristallen. Nachts strahlt das von innen mit modernster Glasfasertechnik beleuchtete Kreuz über Jerusalem - neben der goldenen Kuppel des islamischen Felsendomes ein über Jerusalem aufragendes Zeichen des Christentumes. Eine von Prof. Johannes Overath zusammengestellte griechische Marieninschrift konnte wegen des Einspruchs des Patriarchen nicht angebracht werden. Eine marianische Widmung befindet sich im Inneren des Kreuzes. Das Kreuz wurde am Karfreitag (12. April) 1996 fertiggestellt und das Licht am Osterfest erstmals eingeschaltet. Parallel zu Entwurf und Herstellung gingen alle Beteiligten auf Spendensuche. Dramatisch wurde die Situation als ein Hauptspender am 29./30.01.1996 seine Zusage über eine Summe von 100.000 DM wieder zurücknahm. Auch nach Fertigstellung waren 200.000 DM der Gesamtkosten noch nicht gesichert. Die ausführende Firma (Nagel-Hammers) und PN waren in Vorlage getreten. Das Kreuz wurde durch einen der als Stifter beteiligten Geistlichen gesegnet, unter anderem mit den Worten: "Möge jedem, der zu diesem Kreuz aufsieht, die Früchte des Kreuzes teilhaftig werden". | |